Die Debatte rund um das Homeoffice hält weiterhin an: Ist es ein Produktivitätstreiber oder behindert es den Fortschritt, insbesondere die Innovationskraft von Unternehmen? Aktuelle Studien und Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf diese Frage und helfen, fundierte Entscheidungen über die Gestaltung zukünftiger Arbeitsmodelle zu treffen.
Homeoffice: Wie beeinflusst es die Leistung auf verschiedenen Ebenen?
Laut einer aktuellen Analyse zeigt sich, dass die Auswirkungen des Homeoffice je nach Betrachtungsebene unterschiedlich sind.
1. Individuelle Ebene: Mehr Zufriedenheit und leicht gesteigerte Leistung
Eine im Jahr 2024 veröffentlichte Studie (Gajendran et al., 2024) hat herausgefunden, dass Mitarbeiter im Homeoffice eine höhere Zufriedenheit erleben und ihre persönliche Leistung leicht steigt. Der Effekt ist zwar moderat, aber klar positiv. Gerade in Zeiten, in denen Work-Life-Balance und Mitarbeiterzufriedenheit immer mehr in den Vordergrund rücken, unterstreicht dies den Wert von Homeoffice als flexibles Arbeitsmodell.
2. Teamebene: Herausforderungen bei der Zusammenarbeit
Auf Teamebene wird das Bild jedoch etwas komplizierter. Laut Prof. Dr. Carsten C. Schermuly (2023) gibt es Hinweise darauf, dass Homeoffice die Teamarbeit erschweren kann. Die räumliche Trennung und der mangelnde direkte Austausch können Herausforderungen für das gemeinsame Arbeiten und die Kommunikation im Team mit sich bringen. Digitale Tools und neue Arbeitsformen müssen hier gezielt eingesetzt werden, um diese Hürden zu überwinden.
3. Organisationsebene: Positive, aber kleine Effekte auf die Unternehmensleistung
Interessanterweise zeigt das New Work-Barometer, dass Homeoffice auf Organisationsebene einen kleinen positiven Effekt auf die Leistung von Unternehmen hat (r = .11**). Allerdings bleibt dieser Effekt minimal. Überraschend ist auch, dass die Innovationsleistung des Unternehmens trotz Homeoffice stabil bleibt – sie wird weder signifikant gesteigert noch verringert.
Der Einfluss auf das Ideen- und Innovationsmanagement
Eine oft geäußerte Befürchtung ist, dass Homeoffice die kreative Zusammenarbeit und den Innovationsprozess beeinträchtigen könnte. Kreativität lebt schließlich von Austausch, spontanen Ideen und enger Kollaboration – alles Dinge, die im Büroumfeld traditionell einfacher erscheinen.
Doch die Ergebnisse der jüngsten Untersuchungen zeigen: Homeoffice hat keinen signifikant negativen Einfluss auf die Innovationskraft eines Unternehmens. Vielmehr kommt es darauf an, eine förderliche Umgebung für kreatives Arbeiten zu schaffen – egal ob Mitarbeitende vor Ort im Büro oder von zu Hause aus arbeiten. Innovationsmanager sollten sich darauf konzentrieren, digitale Räume zu gestalten, die den kreativen Austausch genauso ermöglichen wie physische Arbeitsräume.
Was bedeutet das für die Praxis?
Die wichtigsten Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Flexibilität ist möglich, ohne Kreativität zu gefährden: Unternehmen, die auf Homeoffice setzen, müssen sich keine Sorgen machen, dass die Innovationskraft darunter leidet. Entscheidend ist vielmehr, geeignete Strukturen und Tools zu implementieren, die den Austausch und die Zusammenarbeit erleichtern.
- Kontrolle ist nicht gleichbedeutend mit Erfolg: Der Rückruf von Mitarbeitenden ins Büro, allein aufgrund der Sorge um die Innovationsfähigkeit, hat keine empirische Grundlage. In vielen Fällen geht es weniger um eine objektive Leistungssteigerung, sondern eher um das Bedürfnis nach Kontrolle.
- Neue Arbeitsmodelle sind die Zukunft: Unternehmen, die innovative Lösungen finden, um kreative Prozesse sowohl im Büro als auch im Homeoffice zu unterstützen, können das Beste aus beiden Welten nutzen und ihre Mitarbeitenden zugleich flexibel und produktiv arbeiten lassen.
Fazit: Homeoffice behindert keine Innovation
Insgesamt gibt es keinen Grund zur Annahme, dass Homeoffice die Innovations- oder Unternehmensleistung negativ beeinflusst. Im Gegenteil: Mit den richtigen Strukturen, einem klaren Fokus auf Teamzusammenarbeit und geeigneten digitalen Tools kann das Homeoffice genauso innovativ und produktiv sein wie die Arbeit im Büro.
Zukunftsorientierte Unternehmen sollten daher Homeoffice als festen Bestandteil ihrer Arbeitskultur integrieren, anstatt es zu verteufeln. Flexibilität, Vertrauen und die richtigen Rahmenbedingungen sind der Schlüssel für erfolgreiche Innovations- und Ideenmanagementprozesse.
Die Zukunft gehört hybriden Modellen, die das Beste aus beiden Welten vereinen!
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Quellenhinweis: Dieser Artikel basiert auf den Ergebnissen des New Work-Barometers, das im Personalmagazin (10/24) von Carla Rinne, Dr. Matthias Meifert und Prof. Dr. Carsten C. Schermuly veröffentlicht wurde.